Ich möchte nicht nur Dinge aufschreiben, die doof laufen – um das herauszustellen, gibt es heute bei strahlendem Sonnenschein einen kleinen Rückblick auf den Sommer vor drei (oder sogar vier?) Jahren. Es ist der Beginn der Sommerferien. Wir düsen nicht sofort irgendwohin los, sondern haben Zeit, in die Ferien hineinzuschlittern – ganz gemütlich. Das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig. „Die Ferien des Monsieur Hulot“, direkt nach dem Frühstück wieder im Bett – so startet unser Tag. Dann kommt ein Wunsch auf.
Meine Tochter möchte gerne mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder erstmals eine weitere Strecke alleine mit der U-Bahn fahren, um meine Schwester und ihre Familie zu besuchen. Lucie ist mit dem Rollstuhl unterwegs und zu dem Zeitpunkt acht (oder sieben?) Jahre alt.
Mir ist direkt etwas »bibberig« zumute nach dieser Wunschäußerung. Aber der andere Engel auf meiner Schulter schafft es: Sie stärken. Vertrauen haben. Loslassen können. Zutrauen. Mein Unbehagen löst sich fast auf. Auch die aufziehenden dunklen Wolken sollen dieses „Okay, das ist eine gute Idee!“ nicht durchkreuzen.
Wir machen uns auf den Weg. Ich begleite mit meiner jüngsten Tochter die beiden Großen zur U-Bahn. Beim Rausgehen aus der Wohnung schnappe ich mir einen Schirm. Es sind nur ein paar Minuten Fußweg zur Bahn – die barrierefrei ist.
Auf halber Strecke setzt er ein: der Sommerregen. Davon lassen wir uns jetzt nicht aufhalten. Mit ernsten, absichtsvollen Mienen ziehen wir weiter. Es platzt förmlich aus den Wolken, Hagel kommt hinzu. Mein kleiner, nicht mehr ganz intakter Schirm ist ein kläglicher Anblick.
Wir stehen an der Ampel. Plötzlich kniet sich jemand neben uns – bzw. neben meine Tochter. Ich bin irritiert. Dieser Jemand zieht seinen Regenponcho aus und reicht ihn mir. In dem Moment bin ich – nennen wir es – überrumpelt. „It’s a present“, sagt er, sucht kurz in meinem Blick eine Art Zustimmung und stülpt dann meiner Tochter beherzt den Poncho über. Lächelt. Nickt. Verschwindet im Regen.
Es ging alles viel zu schnell. Ich bin so berührt von dieser netten Geste, dass ich in einer Art Schockstarre gefangen bin – positiver Art.
Die Bahn fährt ein. Wir eilen. Tochter und Sohn fahren mit Daumen hoch los. Stolz.
Ich suche nach dem Mann ohne Poncho. Mit meiner kleinen Tochter versuche ich, ihn zu finden. Ich möchte Danke sagen. Auf dem Nachhauseweg kullern mir die Tränen. Und auch jetzt – etwa drei (oder vier?) Jahre später – beim Schreiben dieser Zeilen berührt es mich noch immer so sehr.
Danke. Mehr gibt es nicht hinzuzufügen.
#makeLoveGreatAgain #ganzGrossDanke!
sf | March 28, 2025