Kennt ihr den Moment, in dem man in die Augen eines anderen Menschen blickt und man weiß sofort, es ist etwas passiert? Kennt ihr die bangen Minuten – nein, Minuten sind es gar nicht –, in denen man nicht weiß, was passiert ist, einem aber schrecklichste Gedanken aufblitzen und der Körper Signale sendet, die man sonst nicht kennt. Kennt ihr das? Wenn man etwas eigentlich so gar nicht aushalten kann, man aber weiß, es bleibt einem nichts anderes übrig. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn es einen fast zerreißt? Kennt ihr das, wenn man spürt, jetzt ändert sich etwas, etwas Großes, jetzt kann keiner mehr etwas tun? Ich spüre, das muss ich jetzt aushalten, ich habe keine andere Wahl.
Es zwirbelt einem im Inneren alles durcheinander, man ist auf Flucht und gleichzeitig bewegungsunfähig, ein tunnelhaftes Rauschen. Worte dringen zu einem, und man möchte es einfach nicht glauben, es darf nicht sein, es kann nicht sein. Es kann nicht wahr sein. Alles ist zusammengezogen, Schmerz hält Einzug, es wird gleichzeitig weit, und alles zieht sich zusammen. Etwas reißt einen mit, über das man keine Macht mehr hat, ein Sog, ein Rausch, eine Tiefe und ein unsagbar tiefes Fallen. Wie in Watte, unter einer Glocke, ganz nah und unfassbar weit weg.
Kennt ihr das Bangen, Warten, Aushalten-Müssen – irgendwie die Form bewahren und gleichzeitig völlig zerrissen sein? Kennt ihr das, wenn man Stoßbetet und gleichzeitig weiß, dass alles, was jetzt passiert, passieren wird? Machtlosigkeit. Zerrissenheit.
All meine guten Wünsche zu euch. Möget ihr die Liebe und Kraft stets bei euch haben, die euch umhüllt, und irgendwie bestmöglich diese unsagbar furchtbare Zeit aushalten und meistern. Möget ihr kraftvoll auferstehen und mögen eure feinen, liebevollen Antennen, die ihr habt, nicht zerstört werden, denn nichts ist notwendiger, als diese zu bewahren.
In tiefer Verbundenheit. Unendlich traurig.
sf | November 21, 2024
Ja, diese Momente sind mir bekannt… Tsunamis und unheimliche Stille… ich hatte Zweifel, ob ich weiterlebe… und irgendwann keimt es wieder… zaghaft zwar und verletzlich, aber LEBEN..
Bin zufällig bei dir gelandet – wunderwunderbarer Text und so ansprechende Rezepte, danke, Lisa